Rund um das Lorsbachtal

Streckentest für Lorsbachtal-Wanderung am Samstag

Zum Goetheturm Reibekuchen mit Knobisauce 🧄und Glühwein 🍵

De Nieuw-Isenburgse Pijl

Sonntagsjagd nach Squadratinhos

Liège - Bastogne - Liège 2016

Meine bisher längste und wohl auch härteste Radtour. Die Beine waren gut und spielten super mit, aber die Kälte hat mir enorm zugesetzt und mir förmlich die Kräfte ausgesogen. Erst am nächsten Morgen, nach einer Nacht im warmen Bett, hatte mein Körper wieder die richtige Betriebtemperatur.

Nach guten 6 1/2 Stunden Schlaf im Hôtel d'Auto stand ich ausgeruht und frisch um 6 Uhr 30 am Start. Es nieselte leicht vor sich hin, die Straßen waren naß und schon auf den ersten Kilometer durch Lüttich war der Autoverkehr recht störend. Nach 8 Kilometern war der Start der Profis erreicht und Lüttich lag hinter mir. 50 km bis zur ersten Verpflegungsstelle, und während die ersten Wellen zu bezwingen waren, tauchten schon bald die ersten Streckenteilungen zu den beiden kürzeren Touren auf. Danach wurde es zwar nicht merklich ruhiger, da sich anscheinend doch recht viele Fahrer für die lange Tour entschieden hatten, aber immerhin ließ der Regen nach.

Weiter ging es Richtung Bastogne und nach 84 km folgte die erste Côte, die ich allerdings nicht wirklich als fordernd empfand. Denn vorher war noch ein kleines Bergchen von Feldbergformat zu überqueren, das nirgendwo erwähnt war. Zwar war die Steigung ähnlich moderat, aber es waren lockere 10 km die es bergauf ging, bevor eine fast ebenso lange Abfahrt folgte, die mir den ersten richtigen Kälteschub bescherte. Nachdem die Côte de La Roche-en-Ardenne überquert war, machten die Ardennen ernst. Jetzt begann die richtige Achterbahnfahrt und die Anstiege waren zum Teil steiler als die vorherige Côte. Vor allem waren es lange Anstiege und kurze Abfahrten. Trotzdem lief es schön rund und bald war KM 112 und die Verpflegungszone in Bastogne erreicht.

Nach kurzer Stärkung ging es nun wieder Richtung Norden auf den Rückweg, auch wenn die Hälfte noch nicht geschafft war. Bevor ich Bergfest feiern konnte, stand mir die Côte de Saint-Roch bei KM 130 im Wege. Diese war nun eine echte Côte, eigentlich schon eine Muir. Mit 20% maximaler Steigung und einem Durchschnitt von 11% ging es dort richtig zur Sache und es machte eine Menge Spaß dort hoch zu klettern.

Ab jetzt wurden die Abstände zwischen Verpflegungszonen und Côtes kürzer, sodass ich mir einfacher Zwischenziele setzen konnte. Inzwischen waren die Straßen auch fast völlig abgetrocknet und mitten in der Côte der Wanne, einer schönen schmalen Waldstraße, traf ich den UHU - Unter HUndert Kilometer noch vor mir. Nun begann ich auch langsam die zurückgelegten Kilometer zu spüren, fühlte mich aber noch recht frisch. Nur die Kälte auf den Abfahrten war teilweise erbärmlich. Treten mochte ich eigentlich nicht um meinen Beinen etwas Erholung zu gönnen, aber zitternd ins Tal zu rollen macht auch keinen Spaß.

Nach der nächsten Verpflegung bei KM 181 folgten mit der Côte de la Haute Levée und dem Col du Rosier kurz hintereinander zwei weitere Anstiege, die nicht so sehr durch ihre Prozente forderten, sondern durch ihre Länge von über 3, bzw. 4 Kilometern. Normalerweise kein Ding, aber nach der zurückgelegten Strecke und den Höhenmetern musste ich schon ordentlich beissen. Die zu diesem Zeitpunkt niedergehenden Graupelschauer registrierte ich kaum.

Noch einmal bot ein langgezogenes Flusstal willkommene Erholung und dann erwartete mich die Côte des La Redoute. Die vielen Wohnmobile am Beginn der Steigung ließen nichts Gutes ahnen. Hier war einer der Brennpunkte der Profitour. Zuerst noch recht moderat, kam der "Oh-verdammt-Augenblick" in dem Moment als hinter einer Hecke der Blick auf den Gipfel frei wurde. Wieder 20% Maximalsteigung mit einem Durchschnitt von knapp 10%. Da aber der Anfang und das Ende eher gemässigt anstiegen, war die Mitte um so härter. Mit allen verfügbaren Kräften, den Blick nicht zu weit nach vorne gerichtet, kämpfte ich mich dort hoch. Es war wirklich verdammt hart, mit über 200 km in den Beinen, aber es hat mir auch richtig Spaß gemacht, mich mit dem Berg zu messen.

Wenige Kilometer später dann die letzte Verpflegung und ich lag noch gut im Zeitplan um die Strecke unter 12 Stunden zu schaffen. Trotzdem spürte ich nun deutlich wie platt ich schon war. La Redoute hatte wirklich meine letzten Reserven gefordert wie ich schnell an dem langen, namenlosen Anstieg merkte, der sofort hinter der Verpflegungstelle begann. Ab jetzt war es nur noch Kampf und ich musste mich über jeden Hügel schleppen. 

10 Kilometer später stand die Côte de la Roche-aux-Faucons auf dem Streckenplan, nicht sehr lang (1500m) aber doch steil (16% Max / 9.9% Durchschnitt) und ich kroch förmlich nach oben. Wie sehr ich auf dem letzten Teilstück seit La Redoute eingebrochen bin, habe ich zwar schon gespürt, aber die Zeitnahme bestätigte es nachher noch einmal deutlich. Auf den 16 Kilometern hatte ich fast 300 Plätze verloren. Mir wurde klar dass mein Ziel unter 12 Stunden durchzukommen, in unerreichbare Ferne gerückt war.

Richtig schlimm und fies wurde es nach erklimmen der Steigung, als es nach einer kurzen Abfahrt, erneut auf einer der zahlreichen ungenannten, namenlosen Côtes nach oben ging. Der Anblick dieser Steigung löste bei mir fast Verzweifelung aus. Aber was sollte ich machen, einfach treten, treten, treten. Irgendwann ist es vorbei. Und noch dreißig Kilometer.

Langsam ging es in die Vororte von Lüttich, die Maas gequert und der flüchtige Gedanke einfach rechts abzubiegen und am Ufer gemütlich ins Ziel zu rollen. Keine Steigung mehr, keine Qualen, kein Frieren. Merkt doch sowieso niemand wenn ich jetzt hier abbiege. Aber da ist doch noch die Zeitnahme an der Côte der Saint-Nicholas, dem letzten Anstieg. Dann bin ich im Ziel und mir fehlt diese Zeit. Nein, jetzt habe ich so viel geschafft, jetzt werde ich mich doch nicht selbst betrügen. 

Fest überzeugt davon die Côte de Saint-Nicholas schiebend bezwingen zu müssen, trete ich weiter, die recht steil aufsteigenden Felsen schon fest im Blick. Dann rechts um die Ecke und hinein in die enge Straße, der Autoverkehr nervt schon lange, die Nerven liegen sowieso blank, aber es lenkt auch irgendwie ab auf den ersten Metern. 1400 Meter bei maximal 13% sagt das Schild am Anfang der Steigung. Durchschnitt... ach egal. Rauf da, soweit die Beine drehen. 

Und dann das. Die Beine drehen unerwartet leicht, ich finde schnell einen guten Rhythmus, die Müdigkeit in den Beinen ist wie verflogen. Zwei, drei ganz kurze Abfahrtsstücke lassen mich Kraft sammeln. Dann bin ich oben und es geht auf's Kopfsteinpflaster. Nicht so heftig wie bei der Ronde oder Paris - Roubaix, aber an Tempo ist sowieso nicht mehr zu denken und nass ist es jetzt auch wieder. Jetzt nur nicht wegrutschen, so kurz vor Schluss.

Gleich danach kommt das Ziel der Profis und als ich auf die lange Zielgerade biege, falle ich fast vom Rad. Wieder geht es aufwärts. Ich bin fast am Boden zerstört. Ich will nicht mehr irgendwo rauf fahren. Nur noch runter, runter ins Ziel. Ich fluche und schimpfe. Haben da wirklich noch ein paar Höhenmeter gefehlt dass es hier noch einmal hochgehen muss. Dann kommen mir die Profis in den Sinn. Ich denke an den nächsten Tag, dass es hier wohl keine Sprintankunft geben wird und wie viel schneller als ich die hier hoch schießen werden. Das lenkt ab, während die Beine mühsam, qualvoll weiterkurbeln.

Irgendwann bin ich dann oben, sehe die ersten Fahrer vor mir noch vor dem Scheitelpunkt der Straße, rechts abbiegen. Ich bin dankbar, hoffe dass es nun endlich vorbei ist mit bergauf, fahre bangend um jede Straßenecke. Jede noch so kleine Welle weckt die schlimmsten Befürchtungen in mir. Aber dann sehe ich unten im Tal die Maas. Aber da steht noch ein verlockender Hügel direkt vor mir. Ich denke nur, dass wir da bestimmt auch noch rüber müssen. Ganz nach oben, auch wenn er nicht so aussieht als ob es dort oben eine Straße gibt, für uns haben sie bestimmt eine dort hoch gebaut. Aber nein, kurz vorher geht es rechts weg. Wieder Kopfsteinplaster, bergab, ich bremse mehr als dass ich rolle. Ich fahre wie im Nebel und will jetzt keinen dummen Fehler machen und mich noch hinlegen. Dann bin ich unten. Ein Wegweiser: Halles de Foires. Es kann nicht mehr weit sein wenn es schon einen Wegweiser gibt. Dann ein Schild: Noch 1000 Meter. 

Ich rolle durch den Zielbogen. Der Abbau hat schon begonnen. Es ist geschafft. Ich will nur noch in die Wärme, raus aus den kalten, nass geschwitzten Klamotten. Ich spüre nichts, keine Freude, keine Euphorie, einfach nur Leere. Ich rolle weiter zum Auto. Einpacken, Umziehen, weg. Heizung auf volle Leistung. Nach Hause ins warme Bett. 

Erst Montag begreife ich so langsam was ich da getan habe. 12:33:19 auf dem Rad bei diesen Wetterbedingungen. Nass, kalt, windig. Mit Pausen war ich über 13 1/2 Stunden unterwegs. Aber es war irgendwie toll. Eine echte Herausforderung. Wirklich genervt hat am Ende nur der starke Autoverkehr. Und ich hege starke Zweifel ob ich mir noch einmal eine solche Massenveranstaltung auf nicht abgesperrter Strecke antun werde. Sicher werde ich in die Ardennen zurückkehren. Aber dann auf meiner eigenen Strecke, mit den schönsten Anstiegen: Saint-Roch, Wanne, La Redoute, dazu die Muir de Huy und Le Stockeau. Das Ganze auf möglichst verkehrsarmen Nebenstrecken und bei etwas angenehmeren Wetter. Außer es gibt noch einmal diese verdammt geilen Pflasterstein als Trophäe für die Bezwingung aller drei Klassiker. Dann könnte ich mich vielleicht noch einmal zu diesem Irrsinn hinreißen lassen. Ich denke ich schlaf noch ein paar Mal drüber...

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Heiko R

Lüttich - Bastogne - Lüttich

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